Verdi ruft Lufthansa-Bodenpersonal zu Warnstreik auf
Verdi ruft das Bodenpersonal der Lufthansa zu einem Warnstreik auf. Betroffen sind die Standorte Frankfurt/Main, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf. Hunderttausende Passagiere würden die Auswirkungen spüren, so die Lufthansa. Aktuell befinden sich zudem noch einige Piloten im Streik.
Die Gewerkschaft Verdi hat das Bodenpersonal der Lufthansa für Mittwoch zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Wie die Gewerkschaft mitteilte, soll der Streik am Mittwoch um vier Uhr morgens beginnen und die Lufthansa-Standorte Frankfurt/Main, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf betreffen. Der Arbeitskampf soll bis Donnerstag, den 8. Februar, um 7.10 Uhr andauern.
„Da alle Bodenbeschäftigten von der Wartung bis zur Passagier- und Flugzeugabfertigung zum Warnstreik aufgerufen werden, wird es voraussichtlich zu größeren Flugausfällen und Verzögerungen kommen“, schrieb Verdi in einer Mitteilung. Damit rechnet auch die Lufthansa. Mehr als Hunderttausend Passagiere würden von den Folgen eines Sonderflugplans betroffen sein, teilte die Fluggesellschaft mit.
„Dieser Streik wäre unnötig, wenn Lufthansa den Bodenbeschäftigten die gleichen Erhöhungen zugestehen würde wie anderen Beschäftigtengruppen im Konzern. Dazu gab es am Verhandlungstisch jedoch keine Bereitschaft. Wir hoffen deshalb auf das Verständnis der Passagiere, denn auch sie wünschen sich, wie die Beschäftigten, ein Ende des Personalmangels und einen besseren Service“, sagte Verdis Verhandlungsführer Marvin Reschinsky zum Verhandlungsstand.
Gewerkschaft fordert deutlich mehr Gehalt
Hintergrund des Streikaufrufs sind die konzernweit laufenden Tarifverhandlungen für die rund 25.000 Beschäftigten am Boden unter anderem bei der Deutschen Lufthansa, Lufthansa Technik und Lufthansa Cargo. Verdi zufolge wurde in den bisherigen Verhandlungen ein unzureichendes Angebot vorgelegt. Konkret bemängelt werden die acht Nullmonate ohne Vergütungsentwicklung zu Beginn, die niedrigen Erhöhungsschritte, die 36-monatige Laufzeit sowie gänzlich unbeantwortete Forderungen. Das Angebot sehe im ersten Jahr beispielsweise eine durchschnittliche Erhöhung von weniger als zwei Prozent vor, so Verdi. Darüber hinaus sollen Beschäftigte außerhalb der Lufthansa Technik eine geringere Inflationsausgleichsprämie erhalten.
Die Gewerkschaft fordert für das Bodenpersonal der Lufthansa 12,5 Prozent mehr Gehalt, was mindestens 500 Euro monatlich entsprechen würde, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem soll es eine konzerneinheitliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro für die Beschäftigten geben. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 12. Februar 2024 in Frankfurt am Main statt.
Streiks der Beschäftigten am Boden hatten bei der vergangenen Tarifrunde massive Auswirkungen auf den Flugbetrieb. Im Juli 2022 legte ein Ausstand des Bodenpersonals den Flugverkehr an den Lufthansa-Drehkreuzen Frankfurt und München weitgehend lahm.
Auch Piloten streiken
Noch an diesem Montag geht zudem der Streikt der Piloten der Lufthansa-Tochter Discover weiter. Passagiere müssen sich noch bis zum Abend auf Ausfälle und Verspätungen einstellen. Wie bereits am Sonntag sollen etliche Verbindungen ausfallen, wie aus der online einsehbaren Abflugtafel des Frankfurter Flughafens hervorgeht. Dazu gehören etwa Flüge auf die Kanaren oder in die USA. Die von München aus geplanten Discover-Flüge sollten von der Lufthansa durchgeführt werden.
Es ist bereits der dritte Ausstand nach einem fünfstündigen Warnstreik kurz vor Weihnachten und einem regulären Streik über einen ganzen Tag Ende Januar, nachdem die Piloten in einer entsprechenden Urabstimmung der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) für Streiks gestimmt hatten. VC streitet für einen Erst-Tarifvertrag bei der vor zweieinhalb Jahren gegründeten Fluggesellschaft, die 24 Flugzeuge betreibt. Die Gewerkschaft sieht die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber vorerst als gescheitert an.
Dieser kritisierte den neuen Streikaufruf. Man habe der Gewerkschaft angekündigt, bis zum 7. Februar ein verbessertes Angebot vorzulegen, sagte eine Sprecherin der Lufthansa-Tochter. „Die Tatsache, dass die VC nun, ohne das von ihnen geforderte neue Angebot des Arbeitgebers abzuwarten, zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen zum Streik aufruft, macht deutlich, dass es hier nicht um gute Lösungen für die Mitarbeitenden geht, sondern andere Interessen verfolgt werden.“ Die Gewerkschaft wollte sich zu diesem Vorwurf auf Anfrage nicht äußern.
hfs/re/dpa/tt