Politik

Putin will Nawalnys Freilassung bereits zugestimmt haben

Auf einer Pressekonferenz nach der Wahl wird Russlands Präsident Putin auf den verstorbenen Kreml-Kritiker Nawalny angesprochen. Zum ersten Mal seit Jahren nimmt er dessen Namen öffentlich in den Mund. Und behauptet, er habe vor Nawalnys Tod einem Gefangenenaustausch zugestimmt.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat erstmals bestätigt, dass der inzwischen verstorbene Kremlkritiker Alexej Nawalny ausgetauscht werden sollte. Ihm sei der Vorschlag unterbreitet worden, Nawalny im Rahmen eines Gefangenenaustausches freizulassen, sagte Putin auf einer Pressekonferenz in seiner Wahlkampfzentrale in Moskau. Er habe bereits sein Einverständnis zum Austausch gegen im Westen inhaftierte Russen gegeben – unter der Voraussetzung, dass der Oppositionspolitiker Russland verlasse und nicht mehr zurückkehre.

„Was Herrn Nawalny betrifft, ist er nicht mehr am Leben“, sagte Putin, der den Namen seines Widersachers zum ersten Mal seit Jahren in der Öffentlichkeit aussprach. „Das ist ein trauriges Ereignis.“ Und weiter: „Leider ist nun einmal passiert, was passiert ist. Aber es passiert, dagegen kann man nichts tun, so ist das Leben.“

Nawalny-Vetrauter nennt Aussagen „zynisch“

Nawalnys langjähriger Vertrauter Leonid Wolkow nannte Putins Stellungnahme einen Monat nach dem Tod des Kremlgegners „zynisch“. Putin habe seinen Gegner in Wahrheit getötet, um ihn nicht austauschen zu müssen. Er bezeichnete Putin als eine „blutsaugende Wanze“, die bald platzen werde.

Der zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilte Kremlkritiker Nawalny war Mitte Februar in einem Straflager in Sibirien gestorben. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht geklärt. Laut Behörden ist der schärfste Kritiker von Putin bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen. Wiederbelebungsversuche seien erfolglos geblieben. Seine Witwe Julia Nawalnaja geht davon aus, dass ihr Mann im Lager ermordet wurde.

Kurz nach Nawalnys Tod verlautete aus dem Kreis seiner Vertrauten, dass er eigentlich gegen den in Deutschland inhaftierten sogenannten Tiergartenmörder hätte ausgetauscht werden sollen. Demnach hätte der im Dezember 2021 in Deutschland verurteilte Wadim K. an Russland ausgeliefert werden sollen – im Gegenzug für Nawalny und zwei nicht näher genannte US-Amerikaner. Ein entsprechendes Angebot sei Kremlchef Wladimir Putin Anfang Februar unterbreitet worden, hieß es.

hfs/re/dpa/tt

Cookie Consent mit Real Cookie Banner