Gesundheit/Medizin

Pilotprojekt Testbus Hepatitis C & HIV
Für eine bessere Gesundheitsversorgung von Drogengebrauchenden in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein hat der erste mobile Test- und Beratungsbus für Drogengebrauchende im ländlichen Raum seinen Dienst aufgenommen. Zu den Unterstützern des Projekts zählt auch der Virologie-Experte Gilead Sciences GmbH, Martinsried b. München.

Von außen sieht das Fahrzeug wie ein ganz normales Wohnmobil aus. Allerdings wird es nie jemanden in den Urlaub bringen oder auf einem Campingplatz stehen. Es handelt sich nämlich um den Testbus der Aidshilfe Schleswig-Holstein e.V., der im Rahmen eines Pilotprojekts Tages-und Kontaktstellen, sowie Wohnungslosenunterkünfte und Szenetreffs anfährt. Die Mitarbeiter:innen der Aidshilfe wollen dort Drogengebrauchende über ansteckende Krankheiten informieren, ihnen Tests z.B. auf Infektionen mit dem Hepatitis C-Virus (HCV) oder dem humanen Immunschwäche-Virus (HIV) anbieten und die Anbindung an die medizinische Versorgung unterstützen.

Auf dem diesjährigen Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress (DÖAK) wurde das Fahrzeug erstmals in größerem Rahmen der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Das freut auch das Team bei Gilead Sciences: „Als Spezialist für Virusinfektionen der Leber und HIV-Infektionen arbeitet Gilead seit jeher dafür, dass lebensrettende Therapien all jene erreichen, die sie benötigen“, erklärt Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs bei Gilead. „Der Beratungs- und Testbus ist ein Beispiel dafür, wie wir im Schulterschluss mit Partner:innen in der Community zu einer besseren Versorgung von Patient:innen beitragen können.“

Zugang zur Versorgung – auch auf dem Land

Tatsächlich sind HCV, HBV- und HIV-Infektionen unter Drogengebrauchenden relativ weit verbreitet, die Übertragung erfolgt etwa bei der gemeinsamen Nutzung von Drogenbesteck(1). Oft wissen die Gebrauchenden aber gar nicht, dass sie eine Infektion haben. Langfristig drohen ihnen dadurch massive Leberschäden (2,3) beziehungsweise eine Immunschwäche(4), zudem kann der Erreger auf andere Personen übertragen werden. Doch so weit muss es nicht kommen.

Für die Behandlung von Infektionen mit HBV, HCV und HIV steht Patient:innen heute ein breites Angebot antiviraler Arzneimittel zur Verfügung. Moderne Arzneimittel zur Behandlung von HIV- oder HBV-Infektionen können die Virusmenge im Körper reduzieren (4,5).

Im Falle einer Hepatitis C ist in den allermeisten Fällen sogar eine Heilung möglich(6). „Wir wollen unsere Klient:innen daher niedrigschwellig über diese Zusammenhänge informieren und ihnen unkomplizierte Versorgungsangebote machen“, sagt Ute Krackow, Mitarbeiterin bei der Aidshilfe Schleswig-Holstein e.V. Die Sache hat jedoch einen Haken: „Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe sind meist in den Städten angesiedelt und zudem chronisch unterfinanziert“, so die Sozialpädagogin. „Drogengebrauchende in den ländlichen Regionen erreichen wir auf diesem Weg daher gar nicht.“ Dieses Problem soll der Beratungs- und Testbus beheben.

Testbus auf Tournee

Seit einigen Wochen tourt das Fahrzeug nun durch Schleswig-Holstein. „Derzeit sind wir noch in der Aufbauphase“, berichtet Ute Krackow. „Wir fahren kleinere Einrichtungen an, kommen mit Klient:innen vor Ort ins Gespräch, bieten Tests an und haben auch sterile Abgabeartikel für den Drogengebrauch dabei. In einer zweiten Phase wollen wir unseren Aktionsradius dann auf offene Szenetreffs ausdehnen.“

Das sei auch ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Projekts, lobt Lilian Andresen, Associate Director Patient Engagement & Partnerships bei Gilead: „Wir erreichen die vulnerable Gruppe dort, wo sie sich aufhält. Viele Hürden fallen so weg, und die Chance steigt, dass die Aufklärung und Unterstützung auch wirklich ankommt.“

Zumindest die Drogengebrauchenden in den ländlichen Regionen Schleswig-Holsteins dürfen künftig auf niedrigschwellige Beratung und Testangebote bauen. Fällt ein Testergebnis positiv aus, stellen Ute Krackow und ihr Team den Kontakt zu Ärzt:innen her, die Drogengebrauchende behandeln.

1 Robert-Koch-Institut, Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Deutschland – DRUCK-Studie, 2016

2 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HepatitisB.html (zugegriffen 2. März 2023)

3 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HepatitisC.html (zugegriffen 2. März 2023)

4 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HIV_AIDS.html (zugegriffen 2. März 2023)

5 Cornberg M, Sandmann L, Protzer U, et al. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-B-Virusinfektion – (AWMF-Register-Nr. 021-11). Z Gastroenterol. 2021;59(07):691-776. doi:10.1055/a-1498-2512

6 Sarrazin C, Zimmermann T, Berg T, et al. Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-C-Virus(HCV)-Infektion: AWMF-Register-Nr.: 021/012. Z Gastroenterol. 2020;58(11):1110-1131. doi:10.1055/a-1226-0241

hfs/re/ots/dpa/tt

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