Mit vielen Stars – Dolly Partons Album «Rockstar»
Von Christoph Meyer
Sie ist die Königin der Country-Musik und eine der erfolgreichsten Sängerinnen aller Zeiten. Zu ihrer Aufnahme in die Rock & Roll Hall of Fame gehöre, dass sie ein Rock-Album vorzuweisen habe, befand Dolly Parton – und lieferte.
Dolly Parton ruft und alle Welt antwortet? Ja, so sei es gewesen, sagt die 77 Jahre alte US-Amerikanerin, als sie in einem noblen Hotel in London kürzlich über ihr neues Album «Rockstar» spricht. Die Country-Legende hat eine Platte mit Coverversionen einiger der größten Rocksongs aller Zeiten aufgenommen – und dafür einen beträchtlichen Teil der ursprünglichen Interpreten – allesamt selbst Legenden – ins Studio gelockt.
Das Line-up ist beachtlich: Paul McCartney (81), Ringo Starr (83), Elton John (76), Sting (72), Sheryl Crow (61) und Peter Frampton (73) sind dabei nur das Sahnehäubchen auf dem Kuchen. Mit den beiden Ex-Beatles spielte sie «Let It Be» ein. Elton John überredete sie zum legendären Duett «Don’t Let The Sun Go Down On Me». Mit Sting sang sie «Every Breath You Take».
Mick Jagger verdient einen «Tritt in seinen dürren Hintern»
Dass Mick Jagger nicht bei «Satisfaction» mitrockte, habe aber nur daran gelegen, dass die Zeit davongelaufen sei. Der Rolling-Stones-Frontmann habe aber durch die vielen Nachfragen inzwischen so viel Publicity erhalten, dass er «mal einen Tritt in seinen dürren Hintern» verdiene, scherzt Parton im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. In Wirklichkeit habe sie aber sehr große Angst davor gehabt, zurückgewiesen zu werden von den Rockstars, gibt Parton zu.
Doch wie sehr die Countrysängerin und Songwriterin in der Welt des Rocks geschätzt wird, zeigt sich vielleicht am meisten darin, dass sie selbst Heavy-Metal-Künstler wie Rob Halford von Judas Priest für ihre Platte vereinnahmen konnte. Doch nicht alles auf dem Album ist streng genommen Rock: Mit ihrer Patentochter Miley Cyrus nahm sie eine Version von deren Hit «Wrecking Ball» auf. Mit Peter Frampton dessen Song «Baby I Love Your Way».
Kurioses Best-Of-Rock-Album
Dazu entschieden, ein Rock-Album aufzunehmen, hatte sich Parton, die mit Songs wie «Jolene», «9 to 5» und «I Will Always Love You» Musikgeschichte schrieb und mehr als 100 Millionen Tonträger verkaufte, nachdem sie in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen wurde. Ihre Nominierung dafür hatte sie zuerst abgelehnt. Und das mit der Begründung, sie verdiene es als Country-Sängerin nicht. Später änderte sie ihre Meinung – doch wollte sie dafür auch etwas tun.
Zudem sei ihr Mann, Carl Dean, mit dem sie seit beinahe 60 Jahren verheiratet ist, ein «Rock’n’Roll-Freak», sagt sie im dpa-Gespräch. Dass sie ihr öffentlichkeitsscheuer Partner für ihre Version von «Stairway to Heaven» von Led Zeppelin lobte – ist ihr besonders wichtig. «Das war wirklich ein großes, großes Kompliment für mich, dass er es gut fand, weil ich ihm damit eine Freude machen wollte», so die 77-Jährige.
Unpolitisch ist sie nicht: «Liar, liar, the world’s on fire»
Herausgekommen ist ein kurioses «Best of Rock»-Album, das nicht nur Parton-Fans genießen dürften. Wobei ihre voluminöse Stimme besser zu den Balladen als den harten Rocksongs passt. Neun der insgesamt 32 Songs sind Originaltitel. Darunter die Single «World On Fire» – ein eingängiger Rocksong, der nach einem politischen Statement klingt. «Liar, liar, the world’s on fire» singt sie und es lassen sich kaum Assoziationen zu großen politischen Themen wie der erneuten Präsidentschaftskandidatur Donald Trumps oder dem Klimawandel vermeiden.
Das ist ungewöhnlich, denn Parton ist zwar bekannt dafür, dass sie große Summen in wohltätige Zwecke investiert – beispielsweise eine Million Dollar (etwa 930.000 Euro) in medizinische Forschung, die zur Entwicklung des Corona-Impfstoffs von Moderna führte – aber sie war eigentlich stets unpolitisch. Dementsprechend will sie sich auch nicht auf eine Interpretation ihres Liedtexts einlassen. Dem Obdachlosenmagazin «Big Issue» sagte sie dazu lediglich: «Ich gehe nicht auf die Straße. Ich trage keine Plakate. Ich bin keine Aktivistin. Ich bin keine Feministin – und bin doch alles davon.»
hfs/re/dpa/tt
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