Politik

Gaza-Krieg: Israel spricht von Angriffen mit 8000 Raketen

Im Gaza-Krieg zwischen Israel und den Hamas-Islamisten werden die Rufe nach humanitären Feuerpausen lauter. Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen gleichen bisher einem Rinnsal. Die News.

Während das israelische Militär das massive Bombardement im Gazastreifen in Vorbereitung einer Bodenoffensive gegen die islamistischen Hamas-Angreifer fortsetzt, wird die Rolle der USA scheinbar immer bedeutender.

Nicht nur verstärken die USA ihre Militärpräsenz im Nahen Osten, auch Warnungen werden direkt an Washington gesendet. Zudem wird weiterhin international über Hilfslieferungen in den Gazastreifen diskutiert.

UN: Hilfslieferungen für Gaza reichen nicht aus

Ägypten lässt zur Behandlung palästinensischer Verletzter nahe der Grenze zu Gaza ein Feldlazarett errichten. Dieses werde hinter einem staatlichen Krankenhaus im Ort Scheich Suwaid gebaut, sagte ein ägyptischer Regierungsvertreter der Deutschen Presse-Agentur.

Im Gazastreifen sollen nach Angaben der Vereinten Nationen außerdem heute acht weitere Lastwagen mit humanitärer Hilfe eintreffen. An Bord seien Trinkwasser, Nahrungsmittel und Material für Krankenhäuser, sagte Lynn Hastings, die UN-Koordinatorin für Humanitäre Hilfe in den von Israel besetzten Palästinensergebieten.

Dies reiche bei Weitem nicht, um die Not der rund 2,3 Millionen Menschen im Gazastreifen zu lindern. Nach Angaben von Hastings kamen vor der jüngsten Eskalation am 7. Oktober täglich 450 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen. Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) hatte bislang von täglich 500 Lastwagen gesprochen.

UN haben manchmal Zugriff auf Treibstofflager in Gaza

Die Lieferung von dringend benötigtem Treibstoff habe Israels Militär trotz zahlreicher Bitten bislang nicht erlaubt, hieß es. Die israelische Seite befürchtet, dass die Hamas den Treibstoff für Terrorzwecke missbrauchen könnte und wirft ihr vor, den Menschen im Gazastreifen eigene Treibstoffreserven vorzuenthalten.

Die Vereinten Nationen haben aber im Gazastreifen noch Treibstoff in einem Lager nahe dem Grenzübergang Rafah Richtung Ägypten. Vor dem Hamas-Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober und der Abriegelung des Gazastreifens durch Israel seien dort etwa eine Million Liter gespeichert gewesen, sagte Lynn Hastings, die UN-Koordinatorin für Humanitäre Hilfe in den von Israel besetzten Palästinensergebieten. Sie sprach aus Jerusalem über Video-Link zu Reportern in Genf.

Dem UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) sei es in den vergangenen Tagen gelungen, rund 200.000 Liter aus dem Depot zu holen. Allerdings habe das UNRWA früher 130.000 Liter am Tag benötigt, etwa zur Unterstützung der Entsalzung von Trinkwasser, für Krankenhäuser, Schulen und Bäckereien.

USA befürworten begrenzte Feuerpause

Die Staaten der Europäischen Union (EU) fordern in einem Gipfelbeschluss Feuerpausen und geschützte Korridore für Hilfslieferungen an die notleidende Zivilbevölkerung in Gaza. Auch die US-Regierung hat sich dafür ausgesprochen, begrenzte humanitäre Feuerpausen im Gaza-Krieg in Betracht zu ziehen.

«Dabei handelt es sich um örtlich begrenzte, zeitlich begrenzte, spezifische Pausen auf dem Schlachtfeld, damit humanitäre Hilfe zu den Bedürftigen gelangen kann oder die Menschen das Gebiet in relativer Sicherheit verlassen können», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby.

Kampfhandlungen gehen auf beiden Seiten weiter

Das israelische Militär setzt unterdessen den Kampf gegen die Hamas fort. Das israelische Militär griff nach eigenen Angaben Dutzende von Stellungen der islamistischen Hamas an. Wie die Armee auf Telegram berichtete, attackierten am Vortag von Kampfflugzeugen und Drohnen flankierte Bodentruppen unter anderem Abschussrampen für Panzerabwehrraketen, Kommandozentralen sowie Terroristen der Hamas.

Anschließend hätten die Soldaten das Kampfgebiet unversehrt wieder verlassen. Auch in der vorherigen Nacht hatten israelische Kampfpanzer im Norden einen Vorstoß unternommen, während die Luftwaffe weiter Stellungen der Hamas bombardierte. Eine Bodenoffensive Israels wird seit längerem erwartet.

Auch während der heftigen Luftangriffe griffen militante Palästinenser im Gazastreifen erneut israelische Ortschaften mit Raketen an. Nach israelischen Angaben feuerten sie seit Kriegsbeginn rund 8000 Raketen auf Israel ab. Diese meisten davon werden von Israels Raketenabwehrsystem abgefangen.

Hamas-Behörden melden 481 Tote im Gazastreifen in 24 Stunden

Im Gazastreifen sollen nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde innerhalb von 24 Stunden 481 Menschen durch israelische Raketenangriffe ums Leben gekommen sein. In den Tagen davor sollen es manchmal deutlich mehr gewesen sein. Die Bilanz stammte von Donnerstag 18.00 Uhr, wie das UN-Nothilfebüro OCHA berichtete. Unabhängig prüfen lassen sich die Informationen nicht.

OCHA nannte auch eine Schadensbilanz der Hamas-Behörden: Demnach sollen 45 Prozent aller Häuser im Gazastreifen durch die israelischen Angriffe zerstört (gut 16.000), unbewohnbar (gut 11.000) oder beschädigt (rund 150.000) worden sein. Das israelische Militär sagt, Hamas verstecke legitime militärische Ziele zwischen den Häusern.

Die Zahl der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln ist indes höher als bisher von Israel angenommen. Man habe die Familien von 229 Geiseln informiert, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Morgen. Das sind fünf mehr als noch am Vortag. Es werde erwartet, dass die Zahl noch steigen könnte.

Palästinenser: Vier Tote bei Konfrontationen im Westjordanland

Bei Konfrontationen mit dem israelischen Militär im Westjordanland wurden nach palästinensischen Angaben außerdem vier Menschen getötet. In der Stadt Dschenin seien drei Palästinenser durch israelische Schüsse ums Leben gekommen, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit.

Ein weiterer Palästinenser sei in der Stadt Kalkilija getötet worden. Dem israelischen Militär zufolge soll es sich bei mindestens einem Toten in Dschenin um ein Mitglied einer militanten Palästinenserorganisation gehandelt haben.

Nach Angaben der Armee fanden in der Nacht in mehreren Städten Razzien im Westjordanland statt. 36 gesuchte Personen seien festgenommen worden. Sie stünden im Verdacht, «in terroristische Aktivitäten verwickelt zu sein», teilte das Militär auf Nachfrage mit. Unter den Festgenommenen sind demnach 17 Mitglieder der islamistischen Hamas.

USA verstärken Militärpräsenz im Nahen Osten

Das US-Militär hat derweil angesichts des Gaza-Kriegs rund 900 Soldaten in den Nahen Osten verlegt. Sie würden nicht nach Israel geschickt, sondern sollten Einheiten unterstützen, die sich bereits in der Region befänden, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Donnerstag. Zur Abschreckung regionaler Akteure haben die USA bereits mehrere Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge ins östliche Mittelmeer verlegt, US-Truppen wurden in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt.

Iran warnt Washington

Irans Außenminister warnte die USA vor einer direkten Verwicklung in den Konflikt. Sollte der «Völkermord in Gaza weitergehen, werden sie von diesem Feuer nicht verschont bleiben», sagte Hussein Amirabdollahian laut einem Transkript seiner Rede bei einer Sondersitzung der UN-Vollversammlung in New York.

«Ich sage den amerikanischen Staatsmännern und Streitkräften, die jetzt den Völkermord in Palästina handhaben, ganz offen, dass wir die Ausweitung und das Ausmaß des Krieges in der Region nicht begrüßen.»

Israel verurteilte seinerseits ein Treffen russischer Diplomaten mit Vertretern der Hamas in Moskau. «Wir fordern die russische Regierung auf, die Hamas-Terroristen unverzüglich auszuweisen», teilte der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Lior Haiat, mit.

Die hohen Hamas-Funktionäre hätten an ihren Händen das Blut von 1400 getöteten Israelis, «die abgeschlachtet, ermordet, hingerichtet und verbrannt wurden». Russlands Außenministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass Diplomaten in Moskau mit Hamas-Vertretern unter anderem über die Freilassung ausländischer Geiseln sprachen.

USA fliegen Luftangriffe auf Iran-gestützte Milizen in Syrien

Die USA fliegen derweil im Osten Syriens als Reaktion auf Angriffe proiranischer Milizen Luftangriffe. Ziele seien zwei Einrichtungen gewesen, die von Irans Revolutionsgarden sowie deren Verbündeten genutzt würden, teilte das US-Verteidigungsministerium in Washington mit.

Die Angriffe seien ein Akt der Selbstverteidigung zum Schutz von US-Personal und hätten nichts mit dem derzeitigen Konflikt zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen zu tun, betonte das Pentagon. «Die USA suchen keinen Konflikt (…), aber diese vom Iran unterstützen Angriffe auf US-Militär sind inakzeptabel und müssen aufhören», hieß es in der Mitteilung weiter.

hfs/re/dpa/tt

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