Durchwachsene Aussicht: Rezession im kommenden Jahr wahrscheinlich: Deutschland besonders gefährdet…
Niedriges Vertrauen und hohe Inflation deuten auf schwache Entwicklung hin
Wirtschaftsprüfer und CFOs prognostizieren eine europäische Rezession für das kommende Jahr. Das zeigt der Global Economic Conditions Survey (GECS), eine globale Umfrage des IMA (Institute of Management Accountants) und der ACCA (Association of Chartered Certified Accountants) unter mehr als 900 Management Accountants.
Vertrauen bleibt niedrig
Das Vertrauen in die Wirtschaft ist im 3. Quartal 2022 im Vergleich zum 2. Quartal weltweit leicht gestiegen, bleibt insgesamt aber niedrig. Gerade in Westeuropa nahm das Vertrauen aufgrund des Krieges in der Ukraine und der damit zusammenhängenden Gas- und Strompreise jedoch wieder deutlich ab und hat inzwischen ein Allzeittief erreicht. Auch der Auftragsbestand ging zurück, wobei Westeuropa den zweitstärksten Rückgang aller Regionen verzeichnete. Ähnliches gilt für eine mögliche wirtschaftliche Erholung: Obwohl weltweit die Hoffnung nach dem starken Vertrauensverlust im 2. Quartal wieder leicht steigt, ist in Westeuropa davon wenig zu spüren.
Das trifft auch auf Deutschland zu. Noch im ersten Halbjahr hatte sich die deutsche Wirtschaft als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen und war im zweiten Quartal nochmal leicht gewachsen. Allerdings hat sich der Ausblick merklich eingetrübt – die deutsche Wirtschaftsleistung könnte in der zweiten Jahreshälfte stagnieren oder sogar rückläufig sein. Im Juli waren sowohl die Produktion als auch die Auftragseingänge zurückgegangen. 1
Weltweit herrscht ein gespaltenes Bild: Während die Zuversicht in Nordamerika und Westeuropa gering ist, zeigen sich der Nahen Osten und Südasien positiver.
„Der GECS zeigt, dass schwere Zeiten bevorstehen könnten – die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Was wie wann am besten dagegen unternommen werden kann, kann derzeit niemand genau sagen, zu groß sind die Unsicherheiten in einem extrem volatilen Umfeld“, sagt Bernardin Generalao, Director, Regional Partner Relations bei IMA. „Sicher ist aber: Es gilt, sich zu rüsten und sämtliche Maßnahmen zu identifizieren, die zu mehr Effizienz und strategischer Weitsicht führen. Im Berufsstand des Management Accountings hilft dabei auch vor allem der Einsatz digitaler Mittel und Methoden, der beim IMA zum Standard in der Lehre gehört.“
Steigende Betriebskosten, weniger Investitionen
In West-Europa ist der Concern-Index erneut auf Rekordniveau gestiegen. Steigende Betriebskosten führen zu geringeren Investitionen. Die beiden Angstindizes – die Messung der Sorge, dass Kunden und Lieferanten in Konkurs gehen könnten – bewegten sich im Vergleich zum zweiten Quartal kaum. Der Geschäftsklimaindex in Deutschland macht indes wenig Mut: Die deutsche Wirtschaft wird bis Ende 2022 in eine Rezession abgleiten. Das reale Bruttoinlandsprodukt Deutschlands wird laut Expertenprognose bis März 2023 drei Quartale lang schrumpfen. 2
Dementsprechend ist der ifo Geschäftsklimaindex von August auf September um 4,2 Prozentpunkte gefallen und liegt nun mit 84,3 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2020. Der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate hat deutlich zugenommen. Im Einzelhandel fielen die Erwartungen sogar auf ein historisches Tief. 3
Banger Blick auf die Staatsverschuldung
Hohe Strom- und Nahrungsmittelpreise führten im September zu einer Inflation von zehn Prozent – das Fünffache des mittelfristigen EZB-Ziels. In Deutschland herrscht die höchste Inflation seit den 1950er-Jahren. Auch im Hinblick auf die Politik gibt es Unsicherheiten. Der Einsatz steuermittelbasierter Unterstützung hat in den letzten Monaten erheblich zugenommen – vor allem in Deutschland, wo ein Fonds von 200 Milliarden Euro (oder etwa 5% des BIP) vorgesehen ist, um Haushalte und Unternehmen vor steigenden Kosten zu schützen. Diese wirtschaftliche Unterstützung birgt das Risiko, dass die EZB die Geldpolitik strafft. Darüber hinaus wirft der Anstieg der Anleiherenditen Fragen über die rasant wachsende Staatsverschuldung in Westeuropa auf.
Der komplette Report zur Studie findet sich hier.
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Der Global Economic Conditions Survey (GECS)
Der Global Economic Conditions Survey (GECS) ist die größte regelmäßig wiederkehrende Wirtschaftsumfrage unter Buchhaltern und Controllern weltweit. Sie wird seit mehr als zehn Jahren von den globalen Branchenverbänden ACCA und IMA durchgeführt. Die Kennzahlen und Ergebnisse spiegeln die wirtschaftliche Aktivität und geben wertvolle Einblicke in die Ansichten der Finanzfachleute – von Investitionsverhalten über Beschäftigung bis zu den Kosten. Aufgrund der vierteljährlichen Struktur und des Umfangs der Grundgesamtheit ist GECS ein zuverlässiger Indikator für jedes Unternehmen oder jede sozioökonomische Organisation. Die Daten für die aktuelle Q3/2022-Studie wurden zwischen dem 2. und 14. September 2022 unter 905 Mitgliedern des ACCA und des IMA erhoben, darunter mehr als 100 CFOs. Mehr Informationen finden Sie unter: https://www.imanet.org/-/media/a921c6a9071c47d2a501a362315533b7.ashx?la=en
Über IMA® (Institute of Management Accountants)
Das IMA® (Institute of Management Accountants) ist einer der größten internationalen Verbände für Buchhalter und Finanzfachleute. Das IMA® unterstützt Buchhalter, Bilanzbuchhalter, CFOs, Wirtschaftsprüfer und andere Experten im Finanzbereich durch Forschung sowie die international anerkannte Fortbildung zum CMA® (Certified Management Accountant) und das CSCA®-Programm (Certified in Strategy and Competitive Analysis). Gerade die Ausbildung zum CMA gilt als maßgeblicher Faktor für eine Karriere im Bereich Finanzen. Weitere Fortbildungsangebote, ein intensives Networking sowie das strikte Eintreten für ethische Geschäftspraktiken gehören ebenfalls zu seinem Tätigkeitsbereich.
Das IMA verfügt über ein globales Netzwerk mit rund 140.000 Mitgliedern in 150 Ländern. Vertreten sind hier auch 350 professionelle Chapter. Die Fachmagazine The Accountant/International Accounting Bulletin haben das IMA als Berufsverband der Jahre 2017 und 2018 ausgezeichnet.
Mit Hauptsitz in Montvale/N.J., USA, bietet das IMA in allen globalen Regionen, in denen das Institut aktiv ist (Nord- und Südamerika, Asien/Pazifik, Europa und Naher Osten/Indien) lokal spezifizierte Dienstleistungen an. In Europa hat das IMA derzeit über 3.000 Mitglieder und ist mit eigenen Büros in Amsterdam und Zürich vertreten. (Stand: November 2022)
Weitere Informationen über IMA finden Sie unter www.imanet.org.
Über ACCA (Association of Chartered Certified Accountants)
ACCA (Association of Chartered Certified Accountants) ist die globale Vereinigung professioneller Wirtschaftsprüfer, die erstklassige, geschäftsrelevante Qualifikationen für Personen mit entsprechender Eignung, Fähigkeiten und Ambitionen auf der ganzen Welt anbietet, die eine erfolgreiche Karriere in den Bereichen Buchhaltung, Finanzen und Management anstreben.
Die ACCA unterstützt ihre 233.000 Mitglieder und 536.000 Studenten (einschließlich Tochtergesellschaften) in 178 Ländern und hilft ihnen bei der Entwicklung erfolgreicher Karrieren im Rechnungswesen und in der Wirtschaft mit den von den Arbeitgebern geforderten Qualifikationen. Durch ihren Auftrag im öffentlichen Interesse fördert ACCA eine angemessene Regulierung des Rechnungswesens und führt einschlägige Forschungsarbeiten durch, um sicherzustellen, dass der Ruf und der Einfluss des Rechnungswesens weiter wachsen.
Die ACCA hat wichtige Neuerungen in ihrer zentralen Ausbildung eingeführt, um sicherzustellen, dass ihre Mitglieder und zukünftigen Mitglieder auch weiterhin die weltweit am meisten geschätzten, aktuellsten und gefragtesten Buchhaltungsexperten sind. Seit ihrer Gründung im Jahr 1904 hat die ACCA stets einzigartige Werte vertreten: Chancen, Vielfalt, Innovation, Integrität und Rechenschaftspflicht. Weitere Informationen finden Sie hier: www.accaglobal.com
hfs/re/ots/dpa/tt