Politik

Drohende Abschiebung: Tausende Afghanen verlassen Pakistan

Nach der Machtübernahme der islamistischen Taliban im August 2021 flüchteten Tausende Afghanen ins Nachbarland Pakistan. Denjenigen, die keinen Aufenthaltsstatus haben, droht nun die Abschiebung.

Unter dem Druck einer angedrohten Massenabschiebung haben Tausende afghanische Flüchtlinge Pakistan in Richtung ihrer Heimat verlassen. «Mehr als 10.000 Afghanen haben gestern die Grenze überquert und wir erwarten, dass weitere 25.000 heute folgen werden», sagte ein Vertreter der pakistanischen Flüchtlingsbehörde der Deutschen Presse-Agentur.

50 Lastwagen voller Menschen warteten nach Angaben eines Grenzbeamten in Torkham, wo sich einer der wichtigsten Grenzübergänge zwischen den beiden Ländern befindet, um die Grenze zu passieren. An gewöhnlichen Tagen passieren Behördenangaben zufolge bis zu 5000 Menschen den Grenzübergang in Torkham, allerdings in beide Richtungen.

Die pakistanische Regierung hatte kürzlich angekündigt, Flüchtlinge ohne Aufenthaltsstatus abzuschieben, wenn sie nicht bis Ende Oktober freiwillig das Land verlassen haben. Die Maßnahme zielt offensichtlich auf Menschen aus dem von den islamistischen Taliban beherrschten Nachbarland Afghanistan ab, die in Pakistan den größten Anteil irregulärer Migranten ausmachen.

Die Taliban haben angesichts der geplanten Massenabschiebungen mehr Zeit für die Ausreise Geflüchteter gefordert. «Wir fordern Sie erneut auf, Afghanen nicht ohne Vorbereitung zwangsweise abzuschieben, sondern ihnen genügend Zeit zu geben», hieß es in einer von der autoritären Taliban-Regierung veröffentlichten Erklärung.

Einrichtung von Abschiedezentren

Nach Regierungsangaben leben etwa 4,4 Millionen afghanische Geflüchtete im Land, 1,7 Millionen davon ohne gültige Papiere. Seit Beginn der Ankündigung haben nach Angaben von Behörden mehr als 100.000 Afghanen bereits das Land verlassen.

«Wir haben angefangen, illegale Migranten zu verhaften», sagte ein Polizeisprecher aus Karachi im Süden Pakistans der dpa. In verschiedenen Teilen des Landes wurden Abschiebezentren eingerichtet, wo Flüchtlinge ohne Aufenthaltsgenehmigung vor der Abschiebung untergebracht werden sollen, wie Innenminister Sarfraz Bugti zum Ablauf der Frist sagte.

Human Rights Watch hat den Umgang der Behörden mit afghanischen Geflüchteten ohne Aufenthaltsstatus kritisiert. Diese würden durch Drohungen, Missbrauch und Verhaftungen dazu gedrängt, nach Afghanistan zurückzukehren.

Die Menschenrechtsorganisation wies darauf hin, dass von diesem Mittwoch an nun auch Afghanen die Abschiebung droht, die in Pakistan auf eine Weiterreise in die USA, Großbritannien, Deutschland oder Kanada warteten. Großbritannien hatte vor Ablauf der Frist nach pakistanischen Behördenangaben Afghanen mit Aufnahmezusage aus dem Land ausgeflogen.

hfs/re/dpa/tt

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