Börsen-Ausblick 2022 – Das bedeutet die Inflation für Anleger
Woran müssen Anleger im neuen Jahr als Erstes arbeiten? Für Jörg Wiechmann keine Frage: an ihren Erwartungen. Denn das Umfeld ist schwierig, betont der Geschäftsführer des Itzehoer Aktien Clubs (IAC).
Das klar zweistellige Ergebnis im Börsenjahr 2021 habe Aktionäre üppig entschädigt für das Corona-Crash-Jahr 2020. „Aber das wichtigste Thema ist jetzt die Inflation“, sagt Wiechmann. Sie liege jenseits von fünf Prozent, und ein Ende sei nicht in Sicht, was auch die Notenbanken eingeräumt hätten. Das habe die Flucht in Sachwerte ins Rollen gebracht und die Börsenkurse nach oben getrieben, so der IAC-Geschäftsführer.
Für die Zukunft sei die Inflation aber eher ein Damoklesschwert – denn ihr stünden null Prozent Zinsen gegenüber: „Eine historisch einmalige Situation und sicher kein Dauerzustand.“ Eine derart hohe Wertvernichtung in einer Währung führe zum Vertrauensverlust und zum Abzug von Ersparnissen, dem müsse die Notenbank entgegenwirken. „Und dafür hat sie nur ein Mittel: Zinserhöhungen“, sagt Wiechmann. Diese allerdings könnten angesichts der weltweiten Rekordschulden Pleitewellen bis hin zu Staatspleiten auslösen. Es werde spannend, wie sich die Notenbanken aus diesem selbst geschaffenen Dilemma befreien wollten.
Steigende Zinsen bedeuteten in jedem Fall Gegenwind für Aktien und für Sachwerte generell, da Zinsanlagen attraktiver würden, sagt Wiechmann. „Das belastet alle Anlageklassen, von lang laufenden Anleihen über Aktien bis zu Immobilien.“ Doch er warnt: Keinesfalls dürfe das Geld aus Sachwerten abgezogen werden, denn die Inflationsverluste seien bei Zinsanlagen weiterhin garantiert: „Sachwerte schützen weiter vor Inflation.“ Aber auch an der Börse und bei Immobilien wüchsen die Bäume nicht in den Himmel, die Erwartungen an künftige Renditen sollten heruntergeschraubt werden: „Das schützt zwar nicht vor zwischenzeitlichen Preisschwankungen, aber vor Enttäuschungen.“
hfs/re/ots/dpa/tz