Soziales

Abschlussbilanz Corona-Hilfsfonds für die Zivilgesellschaft: Staatliche Hilfen kamen spät und mit hohen bürokratischen Hürden

Zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie steht die Welt vor neuen Herausforderungen. Millionen Menschen sind durch den Krieg in der Ukraine direkt bedroht oder auf der Flucht. Während Hilfs- und Spendenfonds aktuell vor allem für die Akut- und Nothilfe der Menschen sammeln, brauchte die Zivilgesellschaft während der Corona-Pandemie selbst Unterstützung. Nicht umsetzbare Projekte, erschwerter Zugang zu Zielgruppen, wegbrechende Einnahmen und der Rückgang von Spenden wurden für viele gemeinnützige Organisationen und Vereine zu einer existenziellen Bedrohung. Der von PHINEO privatwirtschaftlich organisierte Corona-Hilfsfonds für die Zivilgesellschaft unterstützte in den Jahren 2020 und 2021 kleine und mittlere Organisationen. Nun wird die Abschlussbilanz vorgelegt.

Das Fundraising der Fördermittel für den Corona-Hilfsfonds startete im Juli 2020. Bis zum 15. November 2020 wurden insgesamt 115 Bewerbungen eingereicht. Der Bedarf zeigte sich vor allem bei Organisationen in den Bereichen Bildung/Erziehung sowie der Jugend- und Altenhilfe.

„In der Corona-Krise bleiben sozial benachteiligte Menschen als erste auf der Strecke, deshalb wird das Engagement gemeinnütziger Organisationen mehr denn je gebraucht“, sagt die Projektleiterin des Corona-Hilfsfonds Stella Torosyan-Pohl. „Die NGOs haben mit Herzblut, Flexibilität und Kreativität weitergearbeitet, aber die Herausforderungen wurden für viele existenzbedrohend. Die staatliche Unterstützung kam sehr spät, war mit hohen bürokratischen Hürden verbunden oder ging am Bedarf vorbei, das haben die Organisationen übereinstimmend zurückgemeldet.“

„Die Ressourcen für so große Anträge fehlten“, bestätigt Thomas Müller-Schöll, Geschäftsführer des Vereins Schützer der Erde e.V.

Nina Vishnevska, Vorsitzende des Kulturzentrum GOROD / GIK e.V.: „Es ist nicht sinnvoll, dass Organisationen aus dem Kultur- und Bildungsbereich keine Personalförderung erhalten. Es gibt zwar Förderprogramme, aber die richten sich ausschließlich an Organisationen, die mindestens in drei Bundesländern aktiv sind.“

Mit den Fördermitteln aus dem Corona-Hilfsfonds von PHINEO in Höhe von 517.749,81 Euro konnten im Jahr 2020 insgesamt 32 Organisationen unterstützt werden. Die institutionellen Förderbeträge lagen zwischen 2.205 Euro und 47.463 Euro. Erstmals wurde ein Hilfsfonds von PHINEO auch für Einzel- und Kleinspenden geöffnet. Die positive Bilanz des Jahres 2020: Alle 32 geförderten Organisationen konnten die Insolvenz vermeiden, 11 Organisationen beendeten das Jahr ohne finanzielle Fehlbeträge, 5 Organisationen konnten Organisationsstruktur oder das Geschäftsmodell erfolgreich umbauen und 15 Organisationen konnten ihre Angebote digitalisieren – vor Corona und den zusätzlichen Förderungen undenkbar.

Dazu sagt Gretta Hohl von der Organisation TeachSurfing gUG: „Wir haben gelernt, anders zu arbeiten und unsere Arbeitsweise anzupassen, aber der Druck war immens.“

Trotz der Erfolge brachte das Jahr 2021 für viele Organisationen durch Mitgliederschwund, fehlende Einnahmen und zusätzliche Kosten für Hygienekonzepte und Digitalisierungsangebote neue Herausforderungen. Zudem wurden Rücklagen für künftige Organisationsentwicklungsprozesse weitgehend aufgebraucht. Mit Unterstützung der Deutschen Postcode Lotterie und der Heidehof Stiftung konnten die Mittel im Corona-Hilfsfonds im Jahr 2021 auf knapp 1 Million Euro erweitert werden, so dass 26 Organisationen erneut unterstützt werden konnten. Mit der zusätzlichen Förderung erreichten die NPOs die dringend notwendige wirtschaftliche Stabilität, gleichzeitig wurde Raum für Weiterentwicklung und weitere Fundraising-Aktivitäten geschaffen.

„Im ersten Pandemiejahr haben wir Akuthilfe für kleine und mittlere Organisationen geleistet,“ so PHINEO-Vorstand Dr. Andreas Rickert. „Durch die Anschlussförderungen 2021 können sie ihr Engagement fortsetzen. Kontinuität ist wichtig für die Zielgruppen und den Erfolg der geleisteten Arbeit. Wir sind unseren Förderpartner*innen sehr dankbar, dass sie mit ihren institutionellen Förderungen diese nachhaltige Wirkung ermöglichen.“

Der Dank kommt vor allem von den geförderten Organisationen:

„Dank Ihrer Zuwendungen sehen wir nun konkret Licht am Ende des Tunnels. Wir haben den Verein neu aufgestellt, sodass wir die Chance sehen, am Ende sogar besser da zu stehen als vor der Krise. Zu dieser Entwicklung haben Sie mit Ihrem Engagement und Ihrer Förderung wesentlich beigetragen!“, so Thomas Müller-Schöll, Geschäftsführer des Verein Schützer der Erde e.V.

„Jede Spende, jede Förderung ist ein Stück Motivation für die Zukunft“, sagt auch Holger Kähler, Geschäftsführer von Videlis Seniorenreisen e.V.

Zur Unterstützung der Zivilgesellschaft werden die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Umsetzung des Corona-Hilfsfonds allen gemeinnützigen Organisationen und Vereinen zur Verfügung gestellt. Die Informationen finden sich unter www.corona-hilfsfonds.org.

hfs/re/ots/tt

Cookie Consent mit Real Cookie Banner