Panorama

Flughafen Hamburg kündigt bauliche Maßnahmen an

Nach dem glimpflichen Ende der Geiselnahme am Hamburger Flughafen bleiben viele Fragen zum Thema Sicherheit. Der Täter hatte die Absperrungen mit seinem Auto durchbrochen und war bis aufs Flugfeld vorgedrungen.

Als Reaktion auf die Geiselnahme will der Hamburger Flughafen sein Sicherheitskonzept erhöhen. «Wir werden weitere bauliche Maßnahmen umsetzen, um mögliche Zugangspunkte zum Sicherheitsbereich zu verstärken», sagte eine Flughafensprecherin dazu in Hamburg.

Vorfälle wie die Geiselnahme zeigten, dass die Sicherheitskonzepte laufend neu bewertet werden müssen. «Das gilt für die gesamte kritische Infrastruktur, aber eben auch ganz konkret für den Flughafen Hamburg.»

Unter anderem hatte die AfD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft die Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen kritisiert. «Weihnachtsmärkte und Volksfeste sind stärker gesichert als der Hamburger Flughafen», sagte der Fraktionschef und innenpolitische Sprecher Dirk Nockemann. «Das ist verwunderlich, denn vor einigen Monaten spazierten Klimakleber bereits auf das Rollfeld und hielten den Betrieb auf.» Es könne doch nicht sein, dass eine Drahtschere oder eine Autofahrt ausreiche, um den Flughafen lahmzulegen.

Unblutiges Ende der Geiselnahme

Ein Mann hatte laut Polizei am Samstag seine vierjährige Tochter aus der Wohnung der Mutter in Stade entführt und war mit ihr in einem Auto in Richtung Hamburg geflüchtet. Am Flughafen hatte er eine Absperrung durchbrochen und war mit dem Auto aufs Vorfeld des Airports gefahren. Nach einem mehr als 18-stündigen Nervenkrieg hatte sich der Mann am Sonntagnachmittag der Polizei ergeben. Die Geiselnahme ging unblutig zu Ende.

Der Geiselnehmer mit türkischer Staatsbürgerschaft sollte im Lauf des Montags dem Haftrichter vorgeführt werden. «Noch gibt es keinen Haftbefehl, es hat noch keine Vorführung beim Haftrichter stattgefunden», sagte Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering.

Die Polizei Hamburg hielt sich zunächst mit weiteren Informationen zu dem 35 Jahre alten Geiselnehmer vom Hamburger Flughafen zurück. Die Frage, ob der Mann möglicherweise beim Airport gearbeitet habe und deshalb mit den Örtlichkeiten vertraut war, konnte der Sprecher mit Hinweis auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht beantworten. «Darüber hinaus kann ich auch aus polizeitaktischen Erwägungen keine Auskunft dazu erteilen», hieß es weiter.

Zeuge von Kindesentführung: Mutter wollte Auto stoppen

Vor der 18-stündigen Geiselnahme versuchte die Mutter laut einem Zeugen verzweifelt, ihren Ex-Partner zu stoppen. Die Frau habe auf der Straße geschrien und probiert, sein Auto anzuhalten, sagte in Stade ein Nachbar der Mutter der dpa.

Der Mann habe die Frau fast angefahren, danach sei sie auf der Straße zusammengebrochen. Der 24-Jährige war nach eigenen Angaben Zeuge der Kindesentführung geworden.

Er habe der Frau helfen wollen, sagte der Zeuge. Sein Bruder habe dann aber geschrien, dass der Mann eine Waffe habe. «Ich war schockiert», sagte der 24-Jährige. Der Mann habe das Kind ins Auto reingeschoben und sei mit hoher Geschwindigkeit weggefahren. Er habe nicht nur die Frau, sondern auch einen anderen Nachbarn fast angefahren.

Familie des Geiselnehmers dem Jugendamt bekannt

Die Familie des Geiselnehmers ist dem Jugendamt des Landkreises Stade bekannt. «Nähere Hintergründe können wir aus Gründen des Sozialdatenschutzes und aus Rücksicht auf das Kindeswohl an dieser Stelle nicht mitteilen», sagte ein Behördensprecher der dpa.

Der Täter war laut Polizei nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen in einem Untersuchungsgefängnis untergebracht worden. Dabei seien Beweismittel sichergestellt, der Mann erkennungsdienstlich behandelt und ihm Blut entnommen worden, erklärte ein Polizeisprecher dazu.

Wenige Stunden nach dem unblutigen Ende der Geiselnahme war der Flughafen am Montagmorgen wie geplant in den Normalbetrieb gestartet. Gegen 6.00 Uhr waren die ersten Maschinen in Richtung Lissabon und Frankfurt am Main abgehoben, wie aus dem im Internet veröffentlichten Flugplan hervorging.

Im Anschluss sollten weitere Maschinen eng getaktet folgen. Bereits am Sonntag war der Flugbetrieb nach dem Ende des Polizeieinsatzes gegen 17.30 Uhr wieder angelaufen. Bis Betriebsende war es noch zu Streichungen und Verzögerungen gekommen.

Bund setzt auf Aufklärung

Die Bundesregierung setzt nach der Geiselnahme auf dem Gelände des Hamburger Flughafens auf eine Aufklärung des Vorfalls durch die örtlichen Behörden. Grundsätzlich seien die deutschen Flughäfen sehr sicher, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin.

Zugleich würden jeder Vorfall und jede mögliche Gefahr sehr ernst genommen, und man stehe mit Betreibern und Behörden dazu in engem Austausch, machte ein Sprecher des Verkehrsministeriums deutlich. Solche Vorfälle seien zudem Anlass, Sicherheitskonzepte zu hinterfragen, erläuterte eine Sprecherin des Innenministeriums.

hfs/re/dpa/tt

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